Das Haus meiner Großeltern war immer eine riesige Schatztruhe. Ihr hübsches Reihenhaus in Berlin-Lichtenrade hatte 3 Etagen, einen Keller und einen schönen kleinen Garten. Im Erdgeschoss befanden sich die schrille 70er-Jahre Küche mit orangefarbenen Fliesen und das Wohnzimmer inklusive der wuchtigen, schwarzen Ledercouch, auf der Denise und ich unzählige Male Disney’s „101 Dalmatiner“ geguckt haben. Im Keller stand die riesige Kühltruhe, in der immer Unmengen an Eis lagerten und es gab einen großen Partyraum mit Bar, in dem unsere Großeltern und Eltern legendäre Nächte durchgefeiert haben. Ging man die Treppe wieder hoch und in den ersten Stock, kam man unter anderem ins Schlafzimmer, wo Oma ihre große, bunte Broschen-Sammlung aufbewahrte und ein Faxgerät direkt neben ihrem Schminktisch stand. In einem anderen Zimmer hatte eine Vitrine aus Kirschbaumholz ihren Platz, in der Edelsteinbäumchen, goldene Stifte in Federform und viele weitere sonderbare, ganz zauberhafte Objekte standen und uns in ihren Bann zogen. Auf dem Dachboden, den man über eine knarzende, verschnörkelte Eisentreppe erreichte, befand sich das ehemalige Kinderzimmer unseres Vaters, an dessen Wand er sich künstlerisch mit einem Cartoon-Elefanten verewigt hatte und das seit vielen Jahren als Lager für Oma’s ausgefallene alte Outfits, Bücher, Brettspiele und noch viel mehr diente.
Ich vermisse das verwinkelte Haus meiner Großeltern wirklich sehr, es gab dort in jeder Ecke etwas zu entdecken und Gegenstände voller Geschichten aus vergangenen Tagen, von denen ich nach viel zu wenigen gefragt habe.
Das letzte Mal hat Denise hier ihre schönsten Flohmarktfunde vorgestellt, nun bin ich dran. Ich glaube, unsere heutige Faszination für Vintage Möbel und Objekte wurde durch die 3-stöckige Schatztruhe unserer Großeltern maßgeblich beeinflusst, letztes Jahr habe ich tatsächlich ein kleines, super kitschiges Edelsteinbäumchen von einem Flohmarkt mitgenommen, damit es dem großen meiner Oma Gesellschaft leisten kann. Ich weiß ja nicht, wie ihr als Kinder so wart, aber ich hatte ein großes Faible für Hexen und Magie und dieses Bäumchen aus Draht und Rosenquarz hatte auf mich eine ganz besondere, magische Wirkung. Leider musste ich mir zwar irgendwann eingestehen, dass die Hexenkräfte, die ich mir als Kind so gewünscht hatte, wohl nie erwachen würden, das Bäumchen erinnert mich aber jedes Mal daran, wie ich mich mit 10 Jahren gefühlt habe, dass alles möglich ist.
Eine Leidenschaft, die ich ganz alleine entwickelt habe, sind auf jeden Fall Vasen. Wie ich hier ja schon erwähnt habe, habe ich mittlerweile schon eine ordentliche Sammlung, die eigentlich mit jedem Flohmarkt-Besuch wächst. Als Denise mich an einem Sonntag anrief und ich sie spontan auf den Flohmarkt in Tempelhof begleitete, kamen wir an einem Stand vorbei, an dem zwei größere, wunderschöne Vasen standen und ich musste mich entscheiden, welche ich nehmen würde, da ich in meinem Rucksack weder viel Platz noch besonders viel Geld dabei hatte. Als die Frau am Stand dann aber sagte, dass sie nur 50 Cent pro Vase haben wollte, musste ich einfach zugreifen. Sie wollte sie loswerden und ich habe mich riesig gefreut. So muss das sein!
Vor ein paar Wochen haben Denise und ich selber mal wieder an einem Stand in Wilmersdorf unsere alten Sachen verkauft, und ich habe zwischendurch den super süßen Ringhalter in Form einer Katze und den kreisrunden Spiegel gekauft. Bei Gold, bzw. Messing werde ich einfach immer schwach. Der Atlas von 1965 stand letztes Jahr an einem Stand direkt gegenüber von unserem und da bin ich kurzerhand rübergeflitzt und habe ihn für ein paar Euro mitgenommen, ich konnte seinem Ruf und seinem Wissen um Länder, die es heute gar nicht mehr gibt, einfach nicht widerstehen.
Mir sind Flohmarktschätze, Erbstücke und Souvenirs in meinem Zuhause total wichtig, und ich finde es gibt nichts besseres, als im Wohnzimmer zu sitzen und fast jedes Objekt, das man sieht, hat eine Geschichte und gibt meinem Zuhause Charakter, egal wie kitschig es auch sein mag.
-dmnq